Jürgen Rebel: vor 20 Jahren die Hoffnung im Jugendbereich in Deutschland

Olympia war für ihn noch kein Reizwort, damals, vor etwas mehr als zwanzig Jahren, als Deutschlands großes Sportmagazin Kicker den 18-jährigen Hessen erstmals portraitierte. Als "das größte von vielen deutschen Talenten" wurde Jürgen Rebel seinerzeit bezeichnet - und dies absolut zutreffend. Immerhin hatte er im selben Jahr zunächst die von 19 Ländern beschickten Internationalen Meisterschaften von Deutschland im Jungen-Einzel gewonnen und anschließend auch jenen kontinentalen Titel zurückerobert, den er zwei Jahre zuvor, 1979, mit seiner Partnerin in Rom erstmals erkämpft hatte. Einer Spielerin im übrigen, die es auf ebenso viele Länderspiele in ihrer Laufbahn gebracht hat wie er: nämlich auf deren 40.

Doch kommen wir zurück zu Olympia. Wer heute mit ihm, der schon seit langem im Ländle lebt, spricht, erfährt rasch, welches Turnier den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat: Die Spiele in Seoul, die olympische Premiere für Tischtennis, bei der er allerdings nur im Doppel starten durfte und "deren Abschlußfeier ich gar nicht mehr miterlebt habe." Denn damals kam Ehefrau Heidi "gerade mit unserem Florian, der inzwischen auch schon 13 ist und sich mehr für Tennis interessiert, nieder - und bei dieser Geburt wollte ich unbedingt dabei sein." Dies ist ihm auch gelungen, anderes freilich nicht. Dreimal war Jügen deutscher Schülermeister im Einzel, anschließend auch zweimal bei der Jugend - was also lag da näher, sich auch den Gewinn des Titels bei den Herren zum Ziel zu setzen? Über das Halbfinale freilich kam er, dessen Bundesliga-Karriere einst beim TTC Heusenstamm begonnen hatte, nie hinaus:

Einmal scheiterte er an Peter Stellwag, in den beiden darauffolgenden Jahren dann jeweils an Ralf Wosik. Über andere nationale Titelgewinne, im Mixed, mit der Mannschaft des ATSV Saarbrücken, hat er sich stets "riesig gefreut" - und dennoch: Der "Musterschüler mit kleinen Schwächen und großen Träumen", wie ihn einmal sein langjähriger Trainer und Freund Jürgen Lieder genannt hat, hätte sich allzugerne auch als Solist in der Meisterliste verewigt.

Als Jürgen Rebel sechs Jahre alt war, griff er erstmals zum Schläger, animiert durch seinen überaus ehrgeizigen Vater, der Vorsitzender der örtlichen Sportvereinigung DJK war. Schon bald wurde man im Verband auf ihn aufmerksam, und es begann eine Zeit, die nicht frei war von Reibereien: "Nur mit Arbeit kann man etwas erreichen, und ich mache da keine Abstriche": Jürgen Lieders Satz ist ihm, der über seinen ersten Trainer sagt, er habe ihm "nahezu alles zu verdanken", noch immer in Erinnerung. Ebenso wie die Strafen, die selbst bei kleineren Vergehen ausgesprochen wurden. "Lesen beim Lehrgang nach Mitternacht hatte zur Folge, daß ich schon kurz nach Morgengrauen zum Laufen antreten mußte." Nun, Laufen mochte er schon immer, bis zu 10 000 Metern, und natürlich auch Fußballspielen. Konditionsstark und athletisch, das war er und ist es noch heute, da er nur noch gelegentlich für seinen Verein spielt, als dessen Sportlicher Leiter er fungiert.

Er war stets ein ruhiger, sensibler Typ, einer, der hohe Forderungen an sich selbst stellte und "jene Spieler verabscheute, die nach einem verlorenen Spiel nach Ausreden suchen", der dem Fair play lebte und der noch immer "Menschen bewundert, die fünf oder sechs Sprachen beherrschen." Nahezu gegen alle Größen stand er in einem Team. Für alle mag hier nur der Name Jan-Ove Waldner stehen.

Zwischen 1981 und 1990 nahm Rebel jeweils an vier Welt- und Europameisterschaften teil, wobei er in Tokio, 1983, nicht weniger als neunmal, zwei Jahre später in Göteborg in acht Länderspielen eingesetzt wurde.

In Neu Delhi freilich, 1987, war er zunächst zum Zuschauen verurteilt: Wie manch anderer litt er an einer heftigen Magen-Darm-Verstimmung. Diese WM freilich hat er, der einst den vielmaligen Wimbledon-Sieger Björn Borg als Vorbild bezeichnete, längst aus dem Gedächtnis getilgt: "Der Unterschied zwischen Arm und Reich hat mich geschockt. Ich war froh, als ich wieder Zuhause sein konnte."